Du stehst viel frei oder möchtest nicht auf das langsame WLAN vom Campingplatz zurückgreifen? Dies ist der erste Artikel in unserer dreiteiligen Artikelserie zum Thema mobiles Internet im Van. In diesem Artikel klären wir welche Geschwindigkeit du benötigst, welche Begriffe wichtig sind und wie viel Datenvolumen für dich notwendig ist.
Im zweiten Teil geht alles um das Thema Router. Wir klären auf welche Aspekte es beim Routerkauf ankommt und welche SIM Karte du zusätzlich benötigst.
Ob du eine externe Antenne benötigst, was du beim Kauf beachten musst und welche Antenne wir empfehlen können, beschreiben wir im dritten Artikel.
Inhaltsverzeichnis
Welche Komponenten benötigst du?
Eigentlich braucht es nicht viel damit du in deinem Van Internet hast:
- Einen Router oder ein Mobiltelefon
- Eine SIM Karte
- Eine Antenne
Doch dann wird es schon schnell kompliziert. Muss es ein Router sein oder reicht auch ein altes Mobiltelefon, welche SIM Karte ist die richtige und brauche ich eine externe Antenne? Wir versuchen im folgenden alle Themen mit dir gemeinsam zu klären. Vorher möchten wir allerdings noch auf ein paar Begriffe eingehen. Solltest du dich bereits gut mit dem Thema auskennen, dann entschuldige die vielen Erklärungen und siehe uns auch nach, dass wir einige Themen sehr vereinfachen.
LTE, 2G, 3G, 4G, 5G, Router, SIM, … Was ist das eigentlich?
2G, 3G, 4G, 5G
2G, 3G, 4G und 5G beschreiben die verschiedenen Mobilfunkstandards. Das G steht für Generation. Somit steht 2G für die 2. Generation der Mobilfunkstandards, und so weiter. Es gibt auch noch viele weitere Begriffe, welche die verschiedenen Mobilfunkstandards genauer beschreiben. So sind GPRS und EDGE Standards der 2. Generation, UMTS, HSDPA der 3. Generation und LTE der 4. Generation. Der Unterschied der Generation besteht aus Nutzersicht aus der Internetgeschwindigkeit die dir zur Verfügung steht.
SIM Karte
Eine SIM Karte ist ein Chip, welcher das Mobilfunkgerät gegenüber dem Mobilfunknetz eindeutig identifiziert. Eine SIM Karte erhältst du von deinem Mobilfunkanbieter. Manche neuere Geräte verwenden e-SIMs. Der Unterschied zu herkömmlichen SIM Karten besteht darin, dass die SIM Karte nicht mehr von dir in das Mobilfunkgerät eingelegt wird, sondern dass ein spezieller SIM Karten Chip dauerhaft in deinem Gerät verbaut ist. Dieser kann über eine spezielle App dann mit einem Tarif von einem Mobilfunkanbieter konfiguriert werden.
Router
Der Router ist ein Gerät, welches eine Verbindung zwischen zwei Netzwerken herstellt. In unserem Fall zwischen einem Mobilfunknetzwerk und einem lokalen WLAN Netzwerk. Dafür hat der Router ein Modem verbaut, welches die Verbindung zum Mobilfunknetz herstellt. Eine besondere Form des Router ist der mobile Hotspot deines Handys. In diesem Fall übernimmt dein Smartphone alle Funktionen eines Routers.
Antenne
Alle Mobilfunkgerät benötigen Antennen um mit dem Mobilfunknetz zu kommunizieren. Diese können entweder fest im Gerät verbaut sein, wie zum Beispiel in deinem Smartphone, direkt außen am Router montiert sein oder über ein Antennenkabel zum Beispiel außen am Fahrzeug montiert sein.
Roaming
Als Roaming bezeichnet man die Nutzung eines Mobilfunknetzes, welches nicht dein Heimatmobilfunknetz ist. Roaming nutzt du daher in der Regel wenn du dich im Ausland befindest. Dafür schließt dein deutscher Netzbetreiber einen Vertrag mit einem oder mehreren Netzbetreiben in deinem Zielland ab, damit du im Ausland weiter deinen Vertrag nutzen kannst.
Seit einigen Jahren gibt es kostenloses EU Roaming. Beachte jedoch, dass der Netzbetreiber dir im Ausland nicht dein volles Datenvolumen kostenlos zur Verfügung stellen muss. Dein Datenvolumen im Ausland ergibt sich aus dem Preis der Grundgebühr deines Mobilfunkvertrags, geteilt durch den Großhandelspreis für ein Gigabyte Datenvolumen (aktuell 2,14 Euro) multipliziert mit zwei. Kostet dein Vertrag also 10 Euro ergibt sich folgende Formel: 10 Euro / 2,14 Euro * 2 = 9,3 Gigabyte Datenvolumen im Ausland. Dein Anbieter kann dir jedoch mehr Datenvolumen zur Verfügung stellen. Beachten musst du außerdem, dass nach vier Monaten im Ausland, dein Mobilfunkanbieter das kostenlose Roaming nicht länger anbieten muss.
Wie viel Datenvolumen benötigst du?
Um zu entscheiden, welche die Lösung die richtige für dich ist, musst du einmal überschlagen wie viel Datenvolumen du im Monat verbrauchst. Hier haben wir dir einige Richtwerte zusammengestellt:
Aktivität | Datenverbrauch |
1 Stunde Youtube bei mittlerer Qualität | 1,2 GB |
1 Stunde Youtube bei hoher Qualität | 2 GB |
100 Email lesen | 1 MB |
1 Stunde Spotify bei normaler Qualität | 50 MB |
1 Stunde TikTok in normaler Qualität | 800 MB |
1 Stunde TikTok in niedriger Qualität | 400 MB |
1 Stunde mit Google Maps navigieren | 10 MB |
1 Stunde Videoanruf | 300 MB |
1 Stunde Instagram | 200 MB |
1 Stunde im Internet surfen | 50 MB |
Überlege nun grob wie viele Nutzer das Internet bei dir nutzen und wie hoch der Datenverbrauch insgesamt ausfallen wird.
Zu welcher Nutzergruppe gehörst du?
Damit du entscheiden kannst welche Komponenten die richtigen sind, müssen wir erst einmal dein Nutzungsverhalten des mobilen Internets im Van herausfinden. Überlege welcher der drei Nutzer am ehesten zu deinem Nutzungsverhalten passt.
Gelegenheitsnutzer
- Du möchtest hin und wieder am Abend alleine oder zu zweit dein Smartphone oder Tablet nutzen.
- Du bist nicht zwingend auf das Internet angewiesen.
- Du hast keine Geräte wie WLAN Überwachungskameras in deinem Van, welche permanent Internet benötigen.
Vielnutzer
- Du hast Geräte wie eine WLAN Überwachungskamera oder einen WLAN Solarmonitor im Van.
- Du reist mit mehreren Nutzern.
- Du nutzt das Internet viel mit Geräten ohne eigene SIM Karte, wie Notebooks oder Streaming Boxen.
Remote Office
- Du arbeitest aus deinem Van und bist zwingend auf Internet angewiesen.
- Du machst Videotelefonate und nutzt das Internet viele Stunden am Stück.
Wie schnell muss das Internet sein?
Wir lesen häufig im Internet, dass sie ohne mobiles Internet im Van im 5G Standard gar nicht an ihrem Blog arbeiten können und das der Router X viel besser ist weil damit 100 MBit und mehr notwendig sind. Doch wie schnell muss das Internet denn wirklich sein?
Zuerst einmal spielt 3G, 4G oder 5G nur eine nebensächliche Rolle. Die Mobilfunkanbieter stellen Mobilfunkantennen auf, welche verschiedene Mobilfunkstandards unterstützen und in jedem Standard steht eine bestimmte Gesamtgeschwindigkeit. Dabei ist es wichtig zu verstehen, dass Internet ein geteiltes Medium ist. Wenn die von dir genutzte Mobilfunkzelle eine Geschwindigkeit von 100 Mbit zur Verfügung stellt, dann kann also 1 Nutzer 100 Mbit nutzen oder 100 Nutzer können 1 Mbit nutzen. Die zur Verfügung stehende Geschwindigkeit kann also saisonal oder über den Tag deutlich schwanken.
Ping und Fehlerrate
Außerdem ist wichtig, dass häufig nicht die Geschwindigkeit interessant ist sondern der Ping und die Fehlerrate. Der Ping beschreibt die Zeit die ein Datenpaket von dir bis zum Internet braucht und wieder zurück. Die Fehlerrate beschreibt die Anzahl an Anfragen die nie eine Antwort bekommen, weil entweder die Anfrage oder die Antwort zwischenzeitlich verloren gegangen sind. Fehler sind besonders ärgerlich, weil wir eine Anfrage stellen, dann eine bestimmte Zeit auf die Antwort warten und erst nach dem Abschluss dieser Zeit die selbe Anfrage erneut stellen können. Selbst wenn du eine super schnelle Verbindung hättest, würde eine hohe Fehlerrate also dazu führen, dass das Internet langsam ist, weil du ständig warten und Anfragen erneut stellen musst. Machen wir ein Beispiel:
Beispiel zur Geschwindigkeit
Wenn du eine Webseite aufrufst, stellt dein Smartphone wahrscheinlich 100 verschiedene Anfragen an den Server der Webseite. Diese werden zum Teil gleichzeitig ausgeführt, teilweise aber auch nacheinander. Wenn du nun von einer Webseite 100 Dateien mit einer Größe von jeweils 10 Kilobyte abrufst und du eine extrem schnelle 5G Verbindung mit 500 Mbit/s hast, würde der reine Download von 100 * 10 Kilobyte Daten in unter einer Sekunde erledigt sein. Hast du nur eine langsame Verbindung mit 1 Mbit/s, dann würde die Übertragung schon 7 Sekunden dauern.
Nun würde sich aber auch bei der 500 Mbit/s Verbindung die Webseite nicht in weniger als einer Sekunde aufbauen. Denn zum Einen benötigt dein Smartphone oder dein Notebook etwas Zeit um die Anfragen zu stellen und die Antworten zu verarbeiten und zum Anderen gibt es Ping und Fehlerraten. Gehen wir bei der schnellen Verbindung von einem Ping von 10 Millisekunden aus und bei der langsamen Verbindung von 500 Millisekunden aus und der Einfachheit halber sagen wir, dass alle 100 Anfragen nacheinander ausgeführt werden müssen. Dann würden bei der schnellen Verbindung also noch 100 x 10 Millisekunden zu der 1 Sekunde Downloadzeit dazu kommen, also 1 Sekunde und bei der langsamen 100 * 200 Millisekunden, also 20 Sekunden zusätzlich zu den 7 Sekunden. Unsere langsame Verbindung braucht also 27 Sekunden und unsere schnelle Verbindung weniger als 2 Sekunden.
Spannend wird es nun aber, wenn wir uns eine nicht so schnelle Verbdingung von 5 Mbit/s mit einem Ping von 10 Millisekunden ansehen. Hier beträgt die Downloadzeit auch noch knapp unter einer Sekunde und die Pingzeit summiert sich ebenfalls auf 1 Sekunde. Sowohl die 500 Mbit/s Verbindung, als auch die 5 Mbit/s Verbindung benötigen also weniger als 2 Sekunden. Wir sehen also, dass nicht nur die Geschwindigkeit darüber bestimmt wie lange du auf den Aufbau einer Webseite warten musst, sondern auch der Ping.
In der Praxis wird das ganze Thema noch komplizierter, weil dein Browser viele Elemente der Seite zwischenspeichert und daher ab dem zweiten Aufruf innerhalb einer Webseite nur noch einen Bruchteil der Anfragen stellen wird.
Welche Verbindungsgeschwindigkeit benötigst du wirklich?
Wichtig für dich ist, dass du nur in den aller seltensten Fällen besonders hohe Geschwindigkeiten benötigst. Hier einmal eine Aufstellung von benötigten Verbindungsgeschwindigkeiten. Wenn du mehrere Dinge parallel machen möchtest, müssen die Geschwindigkeiten addiert werden.
Aktivität | Benötigte Geschwindigkeit |
Online Telefonat | 0,2 Mbit/s |
Online Videotelefonat | 2 Mbit/s |
Youtube in mittlerer Qualität | 2 Mbit/s |
Internet Surfen | 1 Mbit/s |
Spotify in normaler Qualität | kleiner 1 Mbit/s |
Emails & WhatsApp | 0,1 Mbit/s |
Ab einem Ping von ~70 Millisekunden wirst du bei Internettelefonaten anfangen einen Versatz festzustellen, auch wenn die Geschwindigkeit ausreicht. Bei anderen Anwendungen wie Streaming oder Chat ist die Pingzeit weniger wichtig.
Für normale Anwendungen sollte dir eine Downloadgeschwindigkeit von 10 Mbit/s bei einer stabilen Verbindung also immer ausreichen. Tests ob ein Router neben dem Sendemast 100 Mbit/s oder 500 Mbit/s schafft, sind in der Praxis nur selten relevant.
Neben der Downloadgeschwindigkeit gibt es auch noch die Uploadgeschwindigkeit. Diese ist interessant wenn du Daten in das Internet lädst. Dies passiert bei jedem Aufruf einer Webseite, da dein Browser Anfragen an das Internet stellen muss. Besonders interessant ist der Upload jedoch wenn du Bilder hochladen möchtest oder telefonierst. In der Regel sollten dir 5 Mbit/s Upload ausreichen, wenn du nicht gerade alle Urlaubsbilder in die Cloud laden möchtest. Das geht dann auch, dauert aber etwas länger.
Die Verfügbarkeit von 3G, 4G oder 5G ist also ein grober Indikator dafür ob eine ausreichende Geschwindigkeit und ein guter Ping verfügbar sind. Ein gute 3G Verbindung ist jedoch besser als eine schlechte 5G Verbindung und eine gute 3G Verbindung reicht dir für wahrscheinlich jeden Anwendungsfall bereits völlig aus.
Beispielnutzer
Um dir den Datenverbrauch und die Nutzergruppen etwas zu vereinfach, haben wir dir einige Beispiele zum mobilen Internet im Van zusammengestellt:
Wir arbeiten beide als IT Berater 40 Stunden die Woche. Dabei haben wir viele Videotelefonate, greifen über das Internet auf Systeme unserer Kunden zu und sind daher zwingend auf stabiles Internet angewiesen. Am Abendschauen wir gerne bei Youtube Videos und Streamen tagsüber Musik bei Spotify. Wir haben zusammen einen Datenverbrauch von 150 – 200 Gigabyte im Monat und sind in der Nutzergruppe Remote Office.
Unserer Eltern sind zu zweit im Urlaub, recherchieren gerne auf ihren Tablets ohne SIM Karte Aktivitäten für den nächsten Tag, nutzen Google Maps zur Navigation und schauen Abends gerne einen Film. Sie haben zusammen einen Datenverbrauch von 15 Gigabyte die Woche und sind in der Nutzergruppe Vielnutzer.
Ein befreundetes paar ist zu zweit im Urlaub unterwegs. Beide haben ein Tablet mit, aber nutzen eigentlich nur ihre Smartphones. Sie navigieren bei Google Maps, recherchieren Restaurants bei Tripadvisor und bleiben mit ihren Freunden über WhatsApp und Instagram in Kontakt. Sie haben gemeinsam einen Datenverbrauch von 5 Gigabyte die Woche und sind in der Nutzergruppe Gelegenheitsnutzer.
So haben wir es gelöst
Wir arbeiten als IT Berater Vollzeit aus unserem Van. Unser Tag umfasst daher viele Videotelefonate, den Zugriff auf Kundensysteme und am Abend das ein oder andere Video. Insgesamt verbrauchen wir über 150 Gigabyte Daten im Monat.
Eine stabile Internetverbindung ist für uns daher so essenziell, dass wir bei jedem neuen Stellplatz zuerst die Internetverbindung prüfen.
Mobiles Internet im Van Teil 2 und 3: Router und Antennen
Nun weißt du welche Geschwindigkeit wirklich notwendig ist, wieviel Datenvolumen du benötigst und kennst viele Begriffe rund um das Thema mobiles Internet im Van.
Im nächste Teil geht es um das Thema Router. Wir klären auf welche Aspekte es beim Routerkauf ankommt und welche SIM Karte du zusätzlich benötigst.
Ob du eine externe Antenne benötigst, was du beim Kauf beachten musst und welche Antenne wir empfehlen können, beschreiben wir im dritten Artikel.
SIM Karten für mobiles Internet
Du hast dich für einen Router und eine externe Antenne entschieden? Dann fehlt dir jetzt nur noch die passende SIM Karte für deine Reise.