“Ach, ihr habt es ja so gut!”
“Ihr habt ja ein Leben!”
“Wollt ihr nicht mit mir tauschen?”
Die Meinungen in unserem Umfeld zum Thema “Arbeiten von Unterwegs” – für uns konkret Arbeiten im Van – sind geschlossen. Alle finden es gut. Alle wünschten sich, sie könnten das auch.
“Das würde ich auch gerne machen, aber …”
Warum eigentlich nicht?
Es gibt viele gute Gründe, aus denen ein Leben im Van nicht möglich oder der notwendige Aufwand zu hoch ist. Besondere Beispiele hierfür sind:
Dein Beruf lässt sich nicht mit dem Vanlife vereinbaren
Der Großteil der heute gängigen Berufe lässt sich nach wie vor nur schwer mit einer dauerhaften Abwesenheit am Arbeitsplatz vereinbaren. Krankenpersonal, Reinigungspersonal, Erzieher, Kassierer, … die Liste ist schier unendlich.
Doch die Arbeitswelt verändert sich. Wer hätte vor 5 Jahren an Online-Unterricht gedacht? Viele Berufsgruppen, denen eine Remote-Tätigkeit unmöglich schien, mussten in den letzten Jahren beweisen, dass es doch geht.
Dein Arbeitgeber lässt sich nicht mit dem Vanlife vereinbaren
Leider hört und liest man sehr häufig davon. Eigentlich arbeitet die gesamte Firma remote, eigentlich ist es egal wo wir uns befinden – und doch gibt es eine Klausel im Arbeitsvertrag, die einem die Tätigkeit außerhalb der Meldeadresse für 10 Tage im Jahr zuspricht. Oder den einen Vorgesetzten, dem die physische Anwesenheit unheimlich wichtig ist.
Das Thema Mobiles Arbeiten hat in den letzten Jahren so viele Fortschritte gemacht. Vorgesetzte und Vorstände mussten sehen, dass Remote-Tätigkeit möglich ist und nicht unbedingt mit einer verringerten Produktivität einhergeht.
Wenn dein Arbeitgeber nichts von Mobiler Arbeit hält oder keine dauerhafte Homeoffice-Regelung zulässt, obwohl es dafür keine objektiven Gründe gibt, hilft im Zweifel vielleicht ein Gespräch mit dem Vorgesetzten und der Personalabteilung. Leider ist eine Regelung des Anspruchs auf Mobile Arbeiten per Gesetz ist noch nicht entschieden, aber geplant. Das sagt das Bundesminiterium für Arbeit und Soziales aktuell zu dem Thema:
Einigen sich die Arbeitsvertragsparteien auf mobile Arbeit für den Arbeitnehmer, beruht dies in der Regel auf einer freiwilligen Entscheidung des Arbeitgebers. Ein Arbeitgeber ist grundsätzlich nicht verpflichtet, auf den Wunsch des Arbeitnehmers, mobil zu arbeiten, zu reagieren.
Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Arbeitsrecht und Homeoffice
Deine Familie lässt sich nicht mit dem Vanlife vereinbaren
Auch Familienplanung beziehungsweise deren Bestand kann eine Hürde für dauerhaftes oder längeres Verreisen sein. Kinder im schulpflichtigen Alter, die weiterhin eine stationäre Bildung genießen sollen, erlauben Reisen in der Regel nur während der Ferienzeit.
Des weiteren sollte unter Betracht gezogen werden, dass Freunde und (erweiterte) Familie unter Umständen “zu Hause” zurückbleiben.
Zusätzlich erschweren diverse Haustiere eine längere Abwesenheit, besonders wenn diese üblicherweise an einem festen Ort gehalten werden (z.B. Vögel und Fische, aber auch die meisten Katzen sind über Transporte selten dankbar).
Dein Besitz lässt sich nicht mit dem Vanlife vereinbaren
Auch andere Verpflichtungen wie Wohnung, Haus und Hof beziehungsweise Garten sind bei der Überlegung längerer Abwesenheiten zu berücksichtigen.
Lautet die Antwort also Nein?
Nein, die Antwort auf de Frage “Vollzeit-Job und Vanlife – passt das zusammen?”: Klar, das passt – für uns! Die tatsächliche Frage wäre daher, passt das auch für dich?
Als IT-Berater und Software-Entwickler sind wir nicht an unseren Arbeitsort gebunden. Es kommt vor, dass wir bei einem Kunden präsent sein müssen und wollen, allerdings lässt sich hierfür in der Regel eine Lösung finden. Wir persönlich haben unheimliches Glück, einen Arbeitgeber zu haben, der unsere Lebensweise akzeptiert und unterstützt.
Wir haben dir im oberen Abschnitt beschrieben, welche Hürden bestehen können. Aber jede dieser Hürden ist sehr individuell. Und jede dieser Hürden ist lösbar – allerdings unter Umständen verbunden mit einem sehr hohen Aufwand oder Einschnitten. Ob es dir ein Leben unterwegs diese Hürden zu umgehen, kannst nur du selbst für dich beantworten.
Mobiles Arbeiten leicht gemacht. So gelingt dir deine Arbeit von überall.
Du siehst für dich keine dieser Hürden oder weißt bereits, wie du mit diesen umgehen kannst? Prima!
Dann erfährst du jetzt unsere Tipps, wie genau ein Vollzeit-Job im Van funktionieren kann.
Tipp 1: Sorge zuerst für Arbeitsbedingungen
Du solltest dir bereits von Beginn an Gedanken darüber machen, wie du deine Arbeitsfähigkeit im Van oder Wohnmobil herstellst. Was genau benötigst du? Einen Laptop? Eine Internetverbindung? Was noch? Mach dir eine Liste und arbeite diese ab.
Klarheit darüber zu haben, wie genau du deine Arbeitsfähigkeit herstellst, ist übrigens auch ein guter Gesprächspunkt um Vertrauen bei deinem Arbeitgeber zu schaffen.
Mobiles Internet
Wir davon aus, dass du eine Internetverbindung benötigst, um deine Arbeit erledigen zu können. Falls das nicht der Fall ist, spring gerne weiter zum Nächsten Tipp. Das Thema Mobiles Internet und WIFI wirkt komplizierter als es tatsächlich ist. In unserer Reihe zu “Mobiles Internet im Van” erfährst du alles, was du benötigst um dich perfekt einzurichten.
Stellplatzauswahl
Teilweise gibt es in der Park4Night-App auch hilfreiche Kommentare zum Mobilfunk-Empfang der Stellplätze. Trotzdem solltest du immer selbst prüfen, ob sich der Stellplatz für einen Arbeitstag eignet. Die Kontrolle der Signalstärke sollte daher immer Teil deiner Stellplatz-Auswahl sein, um entspannt in den nächsten Arbeitstag starten zu können.
Tipp 2: Schaffe dir einen Arbeitsplatz
Der zweite Tipp bezieht sich nicht zwangsläufig nur auf das Arbeiten im Van, aber für uns ist dieser besonders wichtig. Einen Arbeitsplatz zu haben, bedeutet für uns:
- Einen Tisch zu haben, auf dem das Arbeitsgerät abgestellt werden kann sowie eine Sitzmöglichkeit, auf welcher ein (halbwegs) ergonomisches Sitzen möglich ist. Zusätzlich empfiehlt sich eine Steckdose bzw. ein Ladekabel in unmittelbarer Nähe.
- Alle Hilfsmittel in Griffweite zu haben, die notwendig sind um die Arbeit zu verrichten. Das ist sehr individuell, für uns sind das eine Maus, eine zusätzliche Tastatur, Kopfhörer, ein zweiter Monitor und eine Monitor-Halterung.
- Einen ungestörten Ort zu haben, um zu arbeiten oder zu telefonieren. Für uns persönlich reicht es hierfür die Türen des Vans zu schließen. Wenn du mit aufgeweckten Haustieren oder Kindern unterwegs bist, könnte eine physische Barriere in Form eines Vorhangs oder einer Tür zum für mehr Ruhe sorgen.
Alternativ kannst du auch planen in Cafés oder Co-Working Spaces zu arbeiten. Hierfür solltest du jedoch zusätzliches Budget sowie die Zeit einplanen, um passende Orte zu finden.
Tipp 3: Plane und organisiere deinen Tag
Dieser Tipp mag lapidar klingen, aber glaub uns, Arbeiten im Paradies kann dich zunächst aus deiner Routine bringen.
Je nachdem, wie es deine Arbeit erlaubt, kannst du dir natürlich bestimmte Privilegien einräumen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem morgendlichen Bad im Meer oder einer Surf-Session in der Mittagspause? Vorausgesetzt, du bist zu dieser Zeit nicht in Schichten oder Regelterminen eingeplant.
Unabhängig deiner Tagesgestaltung solltest du dir – gerade in Zusammenarbeit mit anderen – deiner (Arbeits-)Zeiten bewusst werden und diese auch kommunizieren beziehungsweise in deinen Kalender eintragen. Somit schaffst du Verbindlichkeit für dich und andere.
Folgende Timeline/Routine haben wir für uns selbst aufgestellt:
Zeitraum | Tätigkeit |
---|---|
08:00 – 08:30 | Sport / Mobilitätsübungen |
08:30 – 12:30 | Konzentrierte Arbeiten |
12:30 – 13:00 | Mittagspause |
13:00 – 15:00 | Abstimmungen & Meetings |
15:00 – 17:00 | Wassersport oder Spaziergang |
17:00 – 19:00 | Todos, Emails, kleinere Aufgaben |
Fazit
Ob du Vanlife und einen (Vollzeit-)Job vereinbaren kannst, ist eine individuelle Frage, die stark durch dich selbst und dein Umfeld beeinflusst wird.
Wir persönlich haben durch unseren hervorragenden Arbeitgeber, unsere Kollegen, unser Arbeitsplatz-Setup und unsere Routinen einen völlig normalen Arbeitstag in unser Leben im Van integrieren können und sind damit sehr zufrieden.